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In der heutigen Folge rede ich mit Nikolas Migut. Nikolas ist Journalist, Social Impact Storyteller und Sozialunternehmer. Er hat den gemeinnützigen Verein Straßenblues e.V. gegründet, der Storytelling dazu nutzt kreative Wege aus der Armut zu schaffen. Für seine Aktionen für und mit obdachlosen Menschen wurde Nikolas vielfach ausgezeichnet: Unter anderem mit dem Alternativen Medienpreis, dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design und dem Deutschen Integrationspreis. Gerade vergangene Woche haben sie bei ihrer jährlichen Aktion, dem Straßenweihnachtswunsch, wieder Menschen mit und ohne Obdach in einem großen Fest zusammen gebracht.
Ich rede mit Nikolas unter anderem darüber
In today’s episode, I talk to Nikolas Migut. Nikolas is a journalist, social impact storyteller, and social entrepreneur. He founded the non-profit organization Straßenblues e.V, which uses storytelling to create creative ways out of poverty. Nikolas has received numerous awards for his campaigns for and with homeless people: The Alternative Media Award, the German Sustainability Award for Design and the German Integration Award, among others. Just last week, they once again brought people with and without shelter together in a big party for their annual street Christmas wish campaign.
Among other things, I talk to Nikolas about
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Uwe Martin [00:01:14]:
Wie Schön, dass wir zusammen sind, Niklas.
Nikolas Migut: Ja, ich freue mich auch sehr.
Uwe Martin: Wir rollen gerade sozusagen, also es geht los. Wer bist du eigentlich? Also du warst ja mal irgendwie Journalist. Und jetzt?
Nikolas Migut [00:01:31]:
Ich glaube, bei der Frage, wer bist du, würde ich immer ganz anders anfangen. Und nicht nur von beruflich hin, sondern was für Werte man hat, zum Beispiel, wofür man steht. Zum Beispiel ist bei mir dieser Dreiklang von Gesundheit ist das Wichtigste für mich. Je älter man wird, desto gesünder sollte man leben. Das zweite ist tatsächlich Selbstliebe und Nächstenliebe. Als erstes Selbstliebe, dann Nächstenliebe. Und Nächstenliebe bedeutet für mich nicht nur für die nächsten Menschen, für die Familie, sondern auch für fremde Menschen. Und da kommen wir schon zum Beruflichen bei mir. Es war immer so, auch bevor ich Journalist wurde, dass ich mich für andere Menschen interessiert habe, ihnen zu helfen. Das liegt auch daran wahrscheinlich an meiner katholischen Erziehung, die ich genossen habe, obwohl ich mich da dann auch später sehr schnell davon entfernt habe. Aber was ich mitbekommen habe, ist eben dieses Nächstenliebe, dieses Mitmenschlichkeit, dass man, dass ich, das auch leben will. Und das hat meine Berufswahl geprägt und beeinflusst. Und das hat auch mich beeinflusst, diesen Weg Journalismus oder Storytelling zu gehen.
Uwe Martin [00:02:41]:
Du sagst, das hat dich beeinflusst, diesen Weg zu gehen. Wie kam denn dieser Weg erstmal zustande?
Nikolas Migut [00:02:45]:
Interessanterweise ist es so, dass mein Papa immer sehr ehrenamtlich engagiert war. Vor allem im Judo. Ich habe auch Judo selbst gemacht, als Jugendlicher, als Kind. Sehr intensiv, auch viel auf Wettkämpfe gegangen. Und Irgendwann war dann offen, dass der Württembergische Judoverband einen Pressereferenten gebraucht hat, erst mal einen Stellvertretenden. Da hat mein Papa mir das schmackhaft gemacht und gesagt, willst du dich da nicht mal ausprobieren? Und Vorher, muss man sagen, in der 9. Klasse, da gab es Berufsorientierung am Gymnasium für eine Woche. Und ich durfte dann in Heilbronn, im Schwäbischen, bei Radiothon ein Praktikum machen. Und das Lustige war dabei, dass ich in der Woche total krank war und keine Stimme rausbekommen habe, aber trotzdem Interviews führen sollte. Ich habe nur beobachtet und bewundert die anderen, die vor dem Mikro so fließend reden konnten. Ich habe gekrächzt und nichts rausgebracht bei den Redaktionskonferenzen. Danach habe ich sehr viele freie Mitarbeit, Praktika gemacht in allen möglichen Medien, von Zeitung, Radio, Fernsehen, Web und auch PR. Und all das hat dann dazu geführt, dass ich gesagt habe, okay, das will ich auch studieren. Und das habe ich dann gemacht in Mainz und habe da Publizistik und Politikwissenschaft studiert. Aber ich muss dazu sagen tatsächlich, dass das Studium an sich mich nicht so viel weitergebracht hat, weil dieser theoretische Krams hat mich nicht wirklich interessiert. Ich habe immer diese praktischen Teile ausgesucht. Ich habe dann bei Campus TV an der Uni Mainz mitgewirkt, als Moderator, aber auch als Reporter und auch als Videojournalist das erste Mal. Und dann kam ich auch durch die Uni Mainz ganz nahe gelegen zum ZDF, war da tatsächlich in der Dokumentation erst mal als Student tätig und dann auch mit dem Praktika beim Landesstudio Baden-Württemberg, aber auch in Mainz selbst bei Hallo Deutschland und habe da Praktika gemacht. Und da habe ich viele, viele weitere praktika- und freie Mitarbeit gemacht in der Zeit. Und dann 2008, im Februar 2008, habe ich das Volontariat angefangen beim NDR.
Uwe Martin [00:04:59]:
Also das war eigentlich ein ziemlich straighter Weg oder hattest du irgendwie so ganz andere Sachen auch mal vor?
Nikolas Migut [00:05:06]:
Naja, das war mir klar, dass es Journalismus ist und dann habe ich überlegt, wie es mit Print wäre, mit Radio wäre, mit Web, das war da noch nicht so ausgeprägt, aber auch schon da. Oder eben Fernsehen. Und für mich war es so, dass Bewegbild die Menschen enorm erreichen kann. Emotional, auch rational. Einen packen kann. Jemanden zum Machen, zum Bewegen bringen kann. Und deswegen war mir klar, dass ich Fernsehjournalismus machen möchte. Du kannst mit einem Fernsehbeitrag richtig, richtig was bewegen. Als ich nach dem Wunder-Triad meine erste Doku gemacht habe, Schuften bis zum Schluss. Es ging Altersarmut, Menschen in Hamburg und Stade, die die 80 Jahre alt sind und noch schuften müssen, weil ihre Rente nicht reicht. Da war ein Taxifahrer, ein Zeitungsausträger und eine Putzfrau. Und bei diesem einen Beitrag von 45 Minuten beim NDR waren die Reaktionen so gewaltig bei dem Zeitungsausträger, damals Ferdinand Menneke, dass die richtig mitgefiebert, mitgelitten haben mit ihm, dass er da bei eiseskälte in der Nacht von Mitternacht bis sechs Uhr morgens die Zeitung in Hamburg austragen musste. Mit 84 war er da, glaube ich, und da gab es unglaublich viele Spenden. Also von Geldspenden, mehrere tausend Euro, ich glaube, es waren sogar 10.000 Euro, bis hin zu warmen Schuhen und warmen Klamotten für diesen Menschen, für der da in der Kälte draußen ist und dessen Mofa, mit dem er es ausgetragen hat, die Zeitung, das schon geklappert hat und kaputt gegangen ist. Und danach, Soweit ich mich erinnere, war es sogar so, dass er ein neues Mofa sich gekauft hat von den Spenden, weil es allzu nicht mehr ging. Und da habe ich gemerkt, wow, krass. Okay, du kannst also Menschen erreichen und sie aktivieren. Und das war der Schlüsselmoment für mich, zu sagen, daraus kann ich noch mehr machen.
Uwe Martin [00:07:23]:
Was hat das ausgelöst bei dir?
Nikolas Migut [00:07:25]:
Durch diesen Moment bei 45 Minuten und diese Spenden kam gleichzeitig ein Film zustande, den ich gemacht habe mit einem Kollegen für sieben Tage. Das war so eine Reihe, dass man sieben Tage und sechs Nächte irgendwo ist. Wir haben uns da die Berliner Bahnhofsvision am Zoo ausgesucht, die, glaube ich, damals und immer noch die größte in ihrer Art ist, was Essensverteilung angeht, an obdachlose Menschen. Und wir sind da eingezogen sozusagen und haben die obdachlosen Menschen begleitet. Und da war noch ein krasserer Schlüsselmoment, während ich damals die Filmkamera geführt habe, also Videojournalist war und der Kollege Reporter war, kam eines Nachts halb fünf Uhr morgens, Alex heißt er, an und wollte eigentlich nur einen Kaffee haben und was zu essen. Und ich habe ihn gedreht und ihn gefragt mehrmals, ob es okay ist, dass ich ihn filme. Und er hat gesagt, ja, ich bin einverstanden. Ich habe übrigens was zu sagen. Ich möchte was sagen. Und dann habe ich gesagt, ja, das ist jetzt deine Chance, klar, leg los. Und er hat so wie in einem Theater gesprochen, so klar und deutlich, dass ich so gefesselt war in dem Moment, dass ich den Drehort verlassen habe ohne meinen Reporter und mit Alex mitgegangen bin eine Nacht lang durch Berlin und die ganze Zeit die Kamera hab laufen lassen. Das ging bis 7 Uhr morgens so. Wir haben dann noch gefrühstückt bei McDonalds und dann ist er weitergegangen, habe ich alles gedreht weiterhin und dann ist er aber bei der Deutschen Bahn zu einem Trepper runtergegangen zur Gleise und da durfte ich nicht mehr mit, weil ich keine Dreherlaubnis hatte bei der Deutschen Bahn. Und dann hat er nur gesagt Tschüss, Tschüss und war dann weg. Und ich habe ihn gar nicht mehr gesehen, aber ich hatte das Filmmaterial. Und 2013 habe ich da einen Kurzfilm draus gemacht und habe das gezeigt auf Festivals. Und da haben ganz viele gesagt, ja was ist denn mit Alex? Also wo ist der? Wie geht’s ihm denn? Und ich so, keine Ahnung, ich weiß nicht, wo er ist. Ob er noch obdachlos ist oder nicht. Und dann hab ich angefangen zu recherchieren. Das war 2013. Und da hab ich schon meine Frau, Milena, kennengelernt. Und die hat gesagt, ja, lass uns da was machen, also lass ihn suchen. Dann haben wir Aushänge gemacht, auch mit unserer kleinen Tochter damals, die war ein paar Monate alt erst. Und wir sind dann in Hamburg zu Obdachlosen-Einrichtungen und haben ein Gesuch gemacht, Also wirklich mit Foto und Screenshot vom Film. Und Alex und Maroun mir ihn suchen und haben das auch nach Berlin geschickt, weil wir dachten in Berlin oder Hamburg ist er. Weil die Menschen, die beim Filmfestival das gesehen haben, haben gesagt, Ich habe ihn gesehen, der ist in Hamburg, da und da. Und die anderen haben gesagt, nee, ich habe ihn gesehen in Berlin, da und da. Und es kam heraus, dass beide Städte nicht waren. Es war eine Person auf dem Filmfestival, die gesagt hat, nee, ich glaube, der ist in Neumünster, in Schleswig-Holstein. Meldet euch da mal bei der Obdachloseneinrichtung. Da habe ich denen das Gesuch mit dem Foto geschickt und habe die angerufen. Und die haben gesagt, ja, ja, den kennen wir, den Alex. Der ist jetzt hier in der Sozialwohnung nach zehn Jahren auf der Straße. Wir können den Kontakt herstellen. Und ich so, ja, gerne, ich würde Ihnen gerne sprechen. Dann habe ich kurze Zeit später mit ihm telefoniert. Und Alex konnte sich sehr gut erinnern an unser Gespräch. Da habe ich gesagt, ja, komm mal vorbei nach Neumünster. Sieht gut aus hier. Ich wohne jetzt in einer Einzimmerwohnung. Komm vorbei. Und bring deine Kamera mit. Weil, ist wichtig. Und das war dann im Januar 2015, dass Milena, meine Frau, unsere kleine Tochter und ich, Wir haben kein Auto, bewusst kein Auto, deswegen sind wir mit der Bahn dahin gefahren, alle zu dritt. Und ich habe Alex dann getroffen am Bahnhof und bin mit ihm alleine in seine Einzimmerwohnung gegangen. Und die ganzen Wände waren tapeziert mit Gedichten und Kurzgeschichten. Und ich habe das schon gedreht, also ich habe die Kamera schon angemacht und während Alex so rumläuft und die Gedichte rezitiert an den Wänden, sage ich, was für Gedichte sind das denn? Das sind alles meine Gedichte. Und es kam raus, dass er seit 20 Jahren erfolgloser Dichter ist. Und dann habe ich ihn hingesetzt und wir haben uns hingesetzt und er hatte kurze Haare inzwischen, kein Bart mehr, also kein Vollbart mehr, nur noch ein Schnurrbart. Ich habe die Kamera aufgestellt, habe gesagt, gut Alex, ich will noch mal reden, wie das damals war, als wir uns getroffen haben, was davor war und was jetzt ist. Und darüber hat er gesprochen, ganz lang, intensiv. Und am Ende hat er gesagt, ich habe einen Wunsch. Ich würde gerne meine Gedichte veröffentlicht sehen. Und das war der Grund, warum ich dann vom Journalismus und Dokumentarfilmen noch darüber hinaus gegangen bin.
Uwe Martin [00:12:39]:
Was ist in dem Moment passiert?
Nikolas Migut [00:12:42]:
Ich will es mal so sagen. Journalisten und Dokumentarfilmer informieren, beschreiben, kritisieren Dinge in der Welt oder Menschen in der Welt. Und das habe ich auch bis zu dem Zeitpunkt immer gemacht. Und dann kommt der Punkt, ob du sagst, ich will die Menschen auch aktivieren. Also nicht nur mit hier constructive journalism. Ich gebe mal ein Beispiel, wie es sein könnte. Macht mal alleine. Sondern, nee, nee, ich bin derjenige, der es macht. Ich bin derjenige, der auch aktiv wird. Ich akzeptiere nicht mehr, dass ich nur beschreibe und Ratschläge gebe und kritisiere, wie man es besser machen könnte. Nee, nee, ich mache es. Ich mache es besser. Ich zeige ein Beispiel, wie es gehen könnte, wie ich überzeugt bin, dass es laufen könnte. Und das war der Moment in der Wohnung von Alex, wo ich gemerkt habe, ich kann jetzt nicht nur noch filmen. Wenn ich jetzt ein Buch mit ihm zusammen mache, ist es aktivieren, ist es etwas gestalten und reingeben in die Gesellschaft, das über Journalismus hinausgeht.
Uwe Martin [00:13:54]:
Und was war das? Hast du das Gefühl gehabt, dass in deinem eigenen Leben ganz viel oder in der Zeit davor schon viel darauf hingeführt hat? Oder hast du das Gefühl gehabt, plötzlich, du sitzt da an diesem Tisch oder wie auch immer, du sitzt da mit Alex, und dann ist es plötzlich ganz klar? Oder hat es eine Entwicklung gegeben?
Nikolas Migut [00:14:16]:
Ich glaube, das, was ich erwähnt habe, was Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe angeht, war ja in mir eingepflanzt oder sehr stark durch die Erziehung geprägt. Und das war schon immer in mir drin. Und rausgebrochen als Erkenntnis, dass ich das im Leben, im beruflichen Leben auch machen möchte, war schon die Begegnung mit Alex.
Uwe Martin [00:14:44]:
Und da hast du plötzlich gedacht, so okay, jetzt machen wir ein Buch zusammen, das war sofort klar in diesem Moment, wo ihr da zusammensaßt?
Nikolas Migut [00:14:51]:
Ne, einige Zeit später, ich glaube wenige Wochen, ich bin mir nicht mehr ganz sicher, habe ich noch eine andere ehemals obdachlose Person kennengelernt, Rosi, die sechs Jahre unter anderem in Hamburg obdachlos war und die Fotografien während ihrer Zeit als obdachlose Frau gemacht hat und auch den Wunsch hatte, dass das jemand sieht, dass das veröffentlicht wird. Und als das zusammenkam, die beiden Wünsche, war klar, dass ich dieses Buch machen möchte. Und wir haben 25 Doppelseiten gemacht. Auf der einen Seite ein Gedicht von Alex und auf der anderen Seite ein Foto von Rosi. Also Alex hatte, glaube ich, 300 Gedichte, Rosi hatte knapp 1000 Fotos und daraus haben wir jeweils 25 ausgewählt. Und dieses Buch wurde dann veröffentlicht 2018 im Dezember. Der N-Club, der Nachhaltigkeits-Club, hat dann in so einer Kirche in Hamburg so ein Event gemacht. Und Alex und Rosi durften sprechen vor 170 Menschen. Und es war eine absolute Wertschätzung. Und Alex durfte das erste Mal in seinem Leben Dinge signieren, also sein Buch signieren. Und war überglücklich und redet bis heute davon, von diesem Abend. Aber Auch, dass er gerne ein zweites Buch, ein Nachfolgebuch machen wollen würde. Also wir sind bis heute im Kontakt, Alex und ich, das ist das Schöne. Und ihm geht’s so, also nicht ideal, weil er schon abgekoppelt ist von der Gesellschaft immer noch, obwohl er jetzt in einer Sozialwohnung lebt. Aber heißt nicht gleich, dass man irgendwie soziales Gefüge hat. Aber er ist nicht mehr auf der Straße, er ist nicht mehr obdachlos und wir stehen jetzt schon seit Jahren, seit 2012 in Verbindung und treffen uns auch immer wieder.
Uwe Martin [00:16:48]:
Also ganz wichtige Menschen haben die.
Nikolas Migut [00:16:50]:
Er hat mich sehr geprägt. Witzigerweise hatte er damals schon 2015, als wir telefoniert haben im Januar und ich ihn besuchen wollte in Neumünster, hat er schon gesagt so, Nick, also ich glaube, wir können uns beiden was Gutes tun. Also wir können uns beiden helfen. Also komm mal vorbei. Ja, ganz gut. Und ich dachte, was meinst du damit? Also das ist jetzt skurril, dass du so was sagst. Und das war so ein Teaser, also so eine Ankündigung. Komm mal vorbei, weil das ist bedeutend. Für uns beide. Und das war es auch. Also, für mich insbesondere, glaub ich, für ihn auch, denke ich. Weil ich glaube, man darf gar nicht diese Wertschätzung, die jemand erfährt, der nie so etwas erlebt hat wahrscheinlich, wie bei Alex, dass man diese Wertschätzung bekommt von anderen Menschen. Und irgendwie so eine Art von Stolz, dass man dieses Buch hat oder gemacht hat. Oder dass er auch danach bekannte Medien oder Persönlichkeiten angesprochen hat, selbstständig und von diesem Buch erzählt hat. Also dass er eine gewisse Wertschätzung bekommen hat und deswegen auch einen gewissen Mut wiederbekommen hat, auf andere zuzugehen, weil er ja was geschaffen hat mit uns gemeinsam. Und daher ist das schon eingelöst worden, was er gesagt hat. Du kannst mir was Gutes tun, ich kann dir was Gutes tun. Und das gemeinsam bringt es uns weiter. Ja, also es stimmt, ja.
Uwe Martin [00:18:29]:
Ja, irre. Dann hast du bis zu dem Zeitpunkt, wo du jetzt so ein Buch machst, auch wenn du das mit den Leuten zusammen, statt über die Menschen, kann man das so sagen? Ja. Ja, ne? Also sonst Als Journalist ist man ja oft so, dass wir irgendwas machen über unsere Protagonisten. Du hast es stattdessen mit den Menschen gemacht. Das ist aber noch eine sehr publizistische Herangehensweise. Du bist vom Journalist zum Publizisten geworden.
Nikolas Migut [00:19:04]:
Ich kann noch ein anderes Beispiel nennen, das so eine Grenze ist zwischen Publizist, Journalist und, man kann es schon Aktivist nennen vielleicht. Das war im Dezember 2015, dass ich mit meiner VJ-Kamera losgegangen bin und Weihnachtswünsche von obdachlosen Menschen erfragt habe. Ganz einfache Frage. Was wünschst du dir zu Weihnachten? Ich habe glaube ich fünf oder sechs obdachlose Menschen gefragt in Hamburg und die hatten sehr einfache Wünsche. Warme Schuhe, einen größeren Rucksack, Schlafsack vielleicht und das wurde von mir dann damals glaub ich, noch auf Facebook geteilt. Dieses Video wurde dann so oft geteilt und angeschaut, dass es schon zu halb viral ging. Mich haben, glaub ich, 20 Medien angerufen, ganz verschiedene, und auch darüber publiziert, weil es erst mal so eine einfache Frage war, die noch keiner anscheinend gestellt hat. Dass man Obdachlosenmenschen selbst fragt, was wünschst du dir zu Weihnachten? Und dann die Reaktionen von den Obdachlosen Menschen, die einfach so etwas Einfaches haben wollen. Warme Schuhe. Und dann wurden wir innerhalb von zwei Wochen überhäuft mit über 2000 E-Mails Und mussten das irgendwie handeln. Wir hatten zwei Studierende, die uns ehrenamtlich geholfen haben, Tag und Nacht diese E-Mails zu beantworten. Und dann kam wieder meine Frau, Milena, und hat gesagt, ey, Nick, du kannst das nicht hier so einfach nur in Video drehen und das raussenden, und dann war’s das. Ich glaube, wir müssen ein Event machen, so eine Veranstaltung. Und die Idee vom Straßenweihnachtswunsch, so haben wir ihn getauft, ist immer seitdem bis heute, dass wir Obdachlose Menschen einladen, die ihren Wunsch äußern und Menschen, die Obdach haben, diesen Wunsch erfüllen und sie für drei, vier Stunden bei Livemusik, gutem Essen zusammenkommen und dann diese Geschenke austauschen und sich unterhalten. Also unterschiedliche gesellschaftliche Milieus zusammenkommen, die normalerweise sich nicht treffen. Was schwierig war, ist, dass wir nicht gedacht haben, dass so viele obdachlose Menschen darauf reagieren. Und statt 80 Menschen waren dann plötzlich 300 Menschen da. Und das war überfüllt, das war auch ein leichtes Chaos. Aber das war so ein Moment, da kannst du immer noch sagen, okay, das ist Publizieren von etwas, ein Video, und das ist dann ein Medien-Event oder das gehört da dazu. Aber es war ja schon so, wir bringen so Menschen zusammen, die sich gegenseitig beschenken und helfen, supporten, also unterstützen, schon ein bisschen Wohlfahrt dabei, würde ich sagen, also nicht nur Journalismus. Und Trotzdem war es mir damals Ich stellte mir nicht die Frage, ist es jetzt noch im Bereich dessen, was ich als Storyteller oder Journalist machen kann, oder soll oder darf. Das war mir egal, weil ich wollte einfach helfen. Das ist wieder dieses Dieses Mitmenschlichkeit, dieses Nächstenliebe. Und nicht nur für die in Ängsten, sondern auch für fremde Menschen. Und wenn man die Gelegenheit hat, Menschen zu helfen, warum soll man das nicht tun? Da war aber schon die Erkenntnis bei mir, dass Journalismus oder Storytelling für mich ein Werkzeug ist, etwas zu erreichen. Und dieses Werkzeug kann man unterschiedlich ansetzen. Das kann man in diesem klassischen journalistischen Sinn ansetzen, man kann es in der Werbung einsetzen, man kann es auch im gemeinnützigen Sektor einsetzen. Und man kann es ganz plump gesagt einsetzen, Menschen zu aktivieren, was Gutes zu tun. Und das habe ich gemacht.
Uwe Martin [00:22:59]:
Das erste Mal mit diesem Weihnachts, Obdachlosenweihnacht?
Nikolas Migut [00:23:03]:
Ja, der Weihnachtswunsch war diese Initialzündung, dass es ein Verein oder was auch immer für eine gemeinnützige Organisation geben müsste. Und das war nicht vorhersehbar für mich. Ich muss noch mal betonen, ohne Milena, meine Frau, hätte ich das nicht gemacht. Also ich hätte keine Veranstaltung, kein Event organisiert an Weihnachten, sondern ich hätte es einfach als Video da draußen. Und dann sollen die mal gucken, was sie machen damit. So ein bisschen wie Also, ich will jetzt nicht sagen, Constructive Journalism ist begrenzt so, aber es ist schon so, dass man Lösungsansätze zeigt, aber die Menschen da draußen müssen das dann machen. Ja? Und so war ich auch, ja? Ich hab ja Lösungsansatz wäre da gewesen, oder war da irgendwie, Menschen brauchen etwas für den Winter, Ihr könnt das spenden so, dann macht mal. Ihr kommt schon irgendwie selbst zusammen. Und meine Frau, Milena, war so, nee, wir müssen das machen, sonst kommen die nicht zusammen. Und das war die Entscheidung von aktiv werden. Und ich muss sagen, das waren zwei intensive Wochen da an Weihnachten, sehr intensiv. Das heißt, ich habe 16-Stunden-Tage gehabt, regelmäßig mit einem kleinen Kind. Und ich habe einen großen VJ-Auftrag, also VJ-Seminar abgesagt, das auch viel Geld bedeutet hätte, wenn ich es gemacht hätte, da kurz vor Weihnachten. Und ich habe das nicht gemacht, weil ich so durch war, das alles zu machen. Und ich habe auch in dem Jahr, 2015 war das, glaube ich, und danach 2016. Extrem wenig gearbeitet beim NDR, weil ich diesen Verein Straßenbus e.V. Aufgebaut habe. Aber irgendwann hat meine Frau auch gesagt, du musst mal wieder verdienen. Also, du musst mal wieder einen Job annehmen, so als Freimitarbeiter. Weil so kannst du das nicht weitermachen. Aber mir war das so wichtig, ich war so überzeugt davon, dass es die richtige Sache ist, dass ich da auf Geld oder auf Job oder auf andere Dinge nicht geachtet habe. Und deswegen glaube ich bis heute, dass es sehr, sehr sinnvoll war und richtig war, Straßenblut zu gründen.
Uwe Martin [00:25:26]:
Ist es dieses Gefühl von, ich möchte was verändern, was beitragen, diese Menschenwürde, Menschenliebe, von der du geredet hast. Ist es das auch gewesen, was sich in den Journalismus reingezogen hat und dann auch wieder hinaus?
Nikolas Migut [00:25:46]:
Ich wollte auf jeden Fall emotional die Menschen erreichen. Und ich glaube auch, dass sie damit was tun. Aber das schlummerte noch so, ohne dass es jetzt so bei mir hervortrat. Das war sehr lange einfach Journalismus, Dokumentarfilme, gute Filme machen, ästhetische Filme machen, visuelles darstellen, Investigatives machen. Das durch diesen, du kennst es vielleicht auch, also durch diesen Arbeitsprozess, aber auch diese Arbeitsbelastung, da denken viele Journalisten, Journalistinnen, Steuerteller gar nicht mehr drüber nach, ob sie vielleicht noch was anderes machen wollen. Und viele Journalisten und Journalistinnen würde ich mir wünschen, dass sie auch überlegen, warum mache ich das, was ich mache? Was kann ich der Welt geben? Und bei mir ist es schon sehr dieses Mitmenschlichkeit, diese Menschenwürde, diese soziale Gerechtigkeit, die sehr stark mitschwingt in meinem Leben und für die ich mich einsetze. Und es gab mal einen Artikel, einen kurzen von der Taz über mich, mit der Überschrift der Journalismusaktivist oder sowas. Also beide Wörter so kombiniert. Und da dachte ich so, hm, ja, kann man sagen, aber das ist mir eigentlich relativ egal. Also ich bin sehr überzeugt davon, dass es sinnvolle und richtige ist, was ich mache. Und dass ich da am Anfang, als ich Straßenbus gegründet habe, 2016 dann, und da so in die Richtung ging, gab’s auch so manche Stimmen, auch von meinen Journalisten und Journalistinnen, Kollegen so. Wie kannst du das machen? Aber Hans-Jörg von Friedrichs, wie kannst du das machen? Das geht doch nicht. Und so. Und ich so, ne, wieso nicht? Also natürlich kann ich das machen. Also das sind Grenzen und Dinge, die, darüber kann man diskutieren natürlich und Was darf man und was darf man nicht? Aber manche Dinge muss man und muss ich einfach machen. Egal, ob es da irgendwelche unsichtbaren Gesetze gibt, die sagen, das sollte man aber nicht machen. Man sollte als Journalist sich nicht für Obdachlose einsetzen. Warum nicht? Der Gründer von Kap Anamur, mit diesem Boat People, damals, chinesischem Meer, der über 10.000 Menschen gerettet hat, war eigentlich Journalist. Und unter anderem für den Spiegel. Und hat sich sehr engagiert und hat sich entwickelt als einer, der Journalismus gemacht hat auf der einen Seite und gleichzeitig Aktivismus, auch mit diesen, ich glaube das heißt, Grünhelmen oder so, noch zusätzlich gemacht. Und da wurde, glaube ich, nie so richtig gefragt, wie kannst du das machen, Robert Neudeck? Also Journalismus und Aktivismus. Also wie kann man nur Menschen retten und über Dinge berichten? Und Da gibt es noch ein paar andere Beispiele dazu, dass gerade im journalistischen Bereich dann Menschen doch sehr aktiv mit einer eigenen Unternehmung was gemacht haben, zu helfen. Und solche Vorbilder braucht man auch, brauch ich auch, zu bestätigen, ja, man kann den Weg gehen. Und wenn es auch Kritiker gibt in meinem Umfeld damals, die übrigens heute verstummt sind und die befürworten, was ich mache, aber damals, weil es neu war und ungewöhnlich war, vor fast zehn Jahren, da waren alle noch so voller Kritik und gesagt, wie kannst du da abweichen vom Journalismus, von unserem Pfad? Und dann habe ich so Beispiele wie Robert Neudeck und andere gesehen, gelesen und dachte so, Ja, da sind schon Pfade gegangen worden, die zeigen, dass es geht. Sehr gut. Und im besten Fall, also das ist natürlich sehr hochgegriffen, gehe ich auf Pfade, dass nach mir Menschen sagen, ja, das kann man machen. Also warum nicht? Es geht Mitmenschlichkeit, es geht Menschen helfen so und egal was für einen Beruf du hast, du kannst das machen. Und da gibt es keine Gesetze oder keine keine Zäune, die das beschränken sollen, sondern mach es einfach.
Uwe Martin [00:30:15]:
Warum glaubst du und wenn ja warum gerade Journalisten und Journalistinnen besonders gut geeignet sind, genau das zu tun? Also weswegen ich das frage, ist weil ich entwickle ja im Moment dieses Transition oder Transformation oder wie auch immer Journalism, keine Ahnung, ist nur ein Begriff erstmal. Ein Name, dem Kind irgendeinen Namen zu geben. Ich habe so dieses Gefühl, dass Journalistinnen und Journalisten oder auch Filmemacher und alle, die in diesen Berufen arbeiten, einerseits diese kommunikative Fähigkeiten mitbringen, auf Menschen zuzugehen, das aber noch was anderes eine Rolle spielt. Und zwar, dass wir erstmal aufgrund unseres Berufes mit jedem reden müssen und können und dadurch oft die Möglichkeit haben, so Brücken herzustellen zwischen Leuten, die sich normalerweise nicht unbedingt treffen würden, die im normalen Leben nicht zusammenkommen. Und ganz oft führen wir als Journalistinnen und Journalisten, wenn wir jetzt einen Film schneiden oder einen Artikel schreiben oder so, führen wir diese Ideen von verschiedenen Menschen zusammen virtuell und die geben wir dann einem Leser oder einer Leserin. Und unser Publikum ist aber meistens nicht gemein mit den Leuten, die eigentlich die Lösung brauchen. Und ich glaube, dass dadurch ganz viel Wissen verloren geht. Und ich glaube, dass unsere Zeit erfordert, dass wir diese Verantwortung wahrnehmen. Das hast du ja gemacht, mit deinen Projekten, wo deine Frau ja nun wesentlich was zu beigetragen hat, indem sie gesagt hat, ey alter, du kannst ja nicht einfach nur irgendwie jetzt berichten und was passiert denn jetzt mit diesen Menschen? Hast du das Gefühl, dass du jetzt mehr Verantwortung übernimmst, als du das vorher in deiner journalistischen Praxis gemacht hast? Oder wie siehst du das?
Nikolas Migut [00:32:06]:
Also, die Verantwortung, die ich jetzt habe, ist viel größer. Also, ich hab ja auch Verantwortung für Menschen. Wir haben in der Pandemie über 100 obdachlose Menschen in Hostels untergebracht, bis zu sechs Monaten. Und die betreut Das alles hatte ich ja nicht als freier Mitarbeiter beim NDR. Und ich glaube, so bei einem Medienhaus, wenn da mal ein Beitrag schiefgeht, Ja gut, dann geht das schief. Wenn bei Straßenbussen das schief geht, ist es schon erheblicher, weil es so Menschenleben dranhängen. Aber zu der Frage, ob es jetzt die richtige Zeit ist, dass Journalisten und Journalistinnen die Gelegenheit nutzen sollten, diese Wissensbereiche zusammenzuführen, beziehungsweise Menschen zusammenzuführen, die an Lösungsansätzen arbeiten könnten, die sonst nicht zusammenkommen. Ja, natürlich, klar, Also auf jeden Fall machen. Also ich weiß gar nicht, wo die Schranken da sind oder die inneren Gesetze von irgendwelchen anderen Menschen. Also ich will ja nicht anfangen, in welchen Zeiten wir leben. Aber es brennt überall. Es brennt in jedem Bereich, egal ob Natur- und Umweltschutz, in Demokratie, Zwischenmenschlichkeit, soziale Gerechtigkeit, überall brennt es. Bildung, überall. Und da jetzt zu sagen, ich berichte nur und mehr mache ich nicht, obwohl ich könnte. Das ist ja völlig, also das kann man nicht vertreten. Also diese Einstellung kann man nicht mehr vertreten. Ich finde sogar über diesen Journalismus hinaus, Storytelling und auch Social Entrepreneurship hinaus, Jeder Mensch, der die Fähigkeit und Möglichkeit hat, in unserer Welt, in dieser aktuellen Lage etwas beizusteuern fürs Gemeinwohl, sollte und muss es tun. Aber sofort. Und es geht nicht mehr, dass du im Liegestuhl oder in der Hängematte bleibst und denkst, Hauptsache ich habe ein geiles Leben. Das reicht nicht mehr. Das ist unverantwortlich. Das kannst du aber nur sagen, glaube ich, in vielen verschiedenen Bereichen, auch im Natur- und Umweltschutzbereich, ja, auch mit Klimakrise und so, das kannst du nur sagen, wenn du auch vorbildlich das lebst. Gegenüber deinen Kindern, Nachbarn, Mitmenschen, kannst du das nur wirklich sagen, wenn du das auch tust. Mock the walk heißt es, glaube ich. Und daher geht es nicht nur darum, dieses spezielle Fall, dass Journalisten und Journalistinnen besonders nah dran sind an Lösungsansätzen, besonders viele unterschiedliche Menschen kennenlernen und die interviewen dürfen und die dokumentieren dürfen und daher eine große Potpourri von Menschen haben, wo sie dann sehen können, das passt ja zusammen, oder die muss sich zusammenbringen eigentlich, zumindest mal den Kontakt austauschen. Ja, unbedingt. Aber ich finde auch in allen anderen Bereichen von Berufen oder von Menschen in anderen gesellschaftlichen Schichten, egal in welcher, Jeder und jede muss echt Gas geben jetzt, also dass wir das noch hinbekommen mit dieser Welt. Sonst fahren wir voll gegen die Wand, also im Natur- und Umweltschutzbereich vor allem, aber auch Demokratie und Zwischenmenschlichkeit. Wenn wir jetzt nicht alle aufstehen und was machen und laut werden, die gute Absichten haben, wenn wir das jetzt nicht machen, dann goodbye Menschheit.
Uwe Martin [00:35:45]:
Ja, glaube ich auch. Was sind so die wichtigsten drei oder vier Projekte, die ihr mit Straßenblues bisher so auf die Straße gebracht habt?
Nikolas Migut [00:35:58]:
Es ist sehr schwer ein Ranking zu erstellen oder sowas. Wir haben ungefähr zehn oder mehr große Projekte gemacht seit 2016. Das bekannteste ist wahrscheinlich schon der Straßenweihnachtswunsch, dass wir also immer an Weihnachten, meistens am dritten Advent, zwischen 40 und 300 Menschen zusammenbringen. Die Hälfte obdachlose Menschen oder armutsbetroffene Menschen, die andere Hälfte Menschen mit Obdach, die sie begegnen, auf Augenhöhe und austauschen, bei gutem Essen, bei schöner Musik und dann sich gegenseitig kennenlernen. Das ist wahrscheinlich das bekannteste Projekt. Und da bekommen wir auch immer sehr viel Zuspruch an Weihnachten. Das andere ist wahrscheinlich schon die Corona-Straßenhilfe, haben wir es genannt. Da sind so mehrere Sachen drunter. Wir haben also damals, das war am 16. März 2020. Das war der erste Lockdown. Und damals morgens 10 Uhr hat mich ein Freund beziehungsweise ein Ehrenamtlicher angerufen und gesagt, Nick, die Menschen da draußen, die Obdachlosen Menschen, die leiden an Hunger, die haben nichts, alles ist zu. Lockdown. Und denen muss geholfen werden. Und 16 Uhr an dem Tag haben wir dann Better Place geöffnet oder eröffnet ein Projekt Corona-Straßenhilfe und haben das erste Geld, das wir bekommen haben, für Geld ausgegeben. Also, Wir haben tatsächlich 20-Euro-Scheine auf die Straße geworfen, und zwar insgesamt 15.000 Euro. Und dann noch mal 10.000 Euro von Pennygutscheinen, die wir erworben hatten und die auch verteilt haben. Und zwar jeden Tag haben wir die verteilt bei den Obdachlosen, die vier Wochen lang nichts hatten. Alles war zu, auch die Obdachloseneinrichtungen waren zu. Dann haben die einfach jeden Tag 20 Euro oder alle zwei, drei Tage manche alle 20 Euro bekommen. Und so haben wir das als Erstes gemacht. Und als Zweites, nach zwei Wochen Pandemie, Lockdown, haben wir die Straßensuppe, die auch zur Corona-Straßenhilfe gehört, auch gemacht und haben die Suppen ausgegeben, gemeinsam mit Recycle Hero. Und die haben mit Fahrrädern dann die Suppen ausgeteilt, über Monate hinweg, weil auch nichts zu essen gab, vor allem die vier Wochen, die ersten vier Wochen, als alles zu war. Und dann kam, nachdem wir sehr viel Geld gespendet bekommen haben, die Hotels-for-Homeless-Geschichte, die auch zur Corona-Straßenhilfe gehört. Denn wir waren und sind bis heute fest der Überzeugung, dass die obdachlosen Menschen sehr gefährdet waren während der Corona-Pandemie, da sie gesundheitlich nicht so fit sind wie andere Menschen und draußen waren die ganze Zeit. Da haben wir also tatsächlich Hostels und Hotels eröffnet beziehungsweise angemietet. Und für zig Menschen, insgesamt über 100 Menschen. Und das Dritte jetzt ist eine Erweiterung dessen, weil ich überzeugt bin, dass es mehr benötigt, als Menschen nur in Hotels unterzubringen, haben wir Homes for Homeless zuerst ein Zuhause gegründet und eröffnet und haben so mit einer großen Förderung der deutschen Fernsehlotterie tatsächlich die Möglichkeit, dass wir 20 obdachlose Menschen für je zwölf Monate unterbringen und die Miete wird von uns bezahlt und wir bekommen zweieinhalb Vollzeitstellen, indem wir dann durch Sozialarbeit und Wohnungsakquise diese Menschen wieder in Wohnungen, Job und ja, sozialen Gefüge unterbringen und das ermöglichen für diese Menschen. Und das sind wir jetzt gerade dabei. Also wenn du fragst, die drei großen Projekte, die wirklich wichtig sind und waren Straßenweihnachtswunsch, Corona-Straßenhilfe und Homes for Homeless zuerst an zu Hause.
Uwe Martin [00:39:48]:
Wo helft ihr anders als andere Aktionen von staatlicher Seite oder ähnlichem?
Nikolas Migut [00:39:55]:
Alle Projekte, die wir bisher gemacht haben, sind so in ihrer Form in Deutschland einzigartig. Die hat noch vorher nie jemand gemacht. Das ist auch das Prinzip von Straßenblues und wir befördern das in die Gesellschaft, in Debatten, auch in politische Debatten, durch Storytelling. Und diese kreativen Wege aus der Armut, die wir aufzeigen, sind deswegen kreativ, weil wir es anders machen und sind deswegen kreativ, weil wir Storytelling mit einbinden.
Uwe Martin [00:40:25]:
Und hast du das Gefühl, dass es, seitdem du dich da mit beschäftigst mit diesem Thema, das sind jetzt ja schon über 10, 12, 15 Jahre. Siehst du da eine Veränderung? Also wird es besser, wird es schlechter? Oder kann man das gar nicht so klar sagen?
Nikolas Migut [00:40:41]:
Also ich kann es für mich subjektiv beurteilen, aber so von Zahlen her, ja, gleich bleibend schlecht. Jetzt muss ich ein Thema aufmachen, das weit über Armutsbekämpfung hinausgeht. Es gibt auch zwei Beispiele im letzten Jahr, wo ich von einer Person gehört habe, die lange, lange Sozialarbeiter war in Hamburg. Sie hat kaum positive Aspekte, vielleicht zwei, drei Punkte in seiner Laufbahn genannt. Dann ist sie gegangen. Ich dachte, wenn das in 30 Jahren zwei, drei Sachen sind, die gut waren, aber sonst düster ausgesehen haben, dann danke. Dann eine Ehrenamtliche, die sieben Jahre Ehrenamt gemacht hat in Hamburg und Essen ausgegeben hat, die zu mir gesagt hat bei einer Veranstaltung, auf der ich auch war, es hat sich überhaupt nichts verbessert, seitdem ich ehrenamtlich tätig bin. Und da war bei mir so ein Knackpunkt vergangenes Jahr, zu sagen, okay, will ich diese Armutsbekämpfung, die kaum voranschreitet, also von wegen, dass es Lösungen gibt, so die nächsten 20, 25 Jahre noch machen? Oder will ich etwas machen, was viel tiefgehender ist? Und jetzt kommen wir auch an den Punkt, wenn wir über Gemeinwohl reden, reden wir, wenn diese gesellschaftlichen Milieus wieder zusammenkommen, wenn dieser soziale Zusammenhalt wieder zustande kommt und die Menschen ein Wir-Gefühl entwickeln, dann kämpfen sie vielleicht auch wieder für Demokratie, dann setzen sie sich ein wieder für Natur- und Umweltschutz. Das machen sie nicht, wenn es nur gegeneinander geht. Und deswegen ist, glaube ich, das etwas, wonach ich strebe, in Zukunft zu tun. Da kann es auch Armut und Reichtum und die zusammenzubringen gehen, aber nicht nur. Weil ich glaube, Wenn ich das die nächsten 25 Jahre mache, in der Form wie Straßenbus jetzt besteht, da wird die Wirkung nicht so groß sein und ich persönlich würde, glaube ich, kaputtgehen. Warum? Ich habe großen Respekt vor Sozialarbeit und ich weiß, dass ich das nicht so kann. Ich bin Storyteller und ich bin jemand, der aktiv einwirkt auf Menschen. Ich glaube, mit meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten kann ich mehr da reingehen, was ich gerade beschrieben habe, mit Gemeinwohl und effektiver wirken als noch tiefer in die Sozialarbeit. Ich meine, reden wir jetzt hier von 20 Menschen, denen wir helfen oder 200 Menschen. Selbst wenn ich 200 oder 500 Menschen auf der Straße helfe, das wäre ja eine riesen Organisation. Du hast eine Wirkung von 500 Menschen, von insgesamt wie viele? 40, 50.000 Menschen auf der Straße in Deutschland. Das wäre, und selbst mit Netzwerken und Verbindungen und so, würde das in einem Zeitraum von 25 Jahren trotzdem von der Wirkung her nicht ausreichen. Wenn ich aber etwas mache, was mehr auf Storytelling basiert und auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt bei uns in Deutschland, wenn ich da reingehe und da meine größere Expertise von Storytelling mit reinbringe, ist die Wirkung enormer.
Uwe Martin [00:43:50]:
Finde ich gerade ganz spannend, weil du hast ja eigentlich von diesem sehr weiten journalistischen, ich erzähle ganz viele unterschiedliche Geschichten, eine totale Fokussierung gemacht und jetzt aufgrund der Erfahrung aus dieser Fokussierung gehst du jetzt wieder in eine größere Breite rein.
Nikolas Migut [00:44:09]:
Es ist ein bisschen so die Erkenntnis wie deine Erkenntnis, dass du als Journalist die Möglichkeit hast, verschiedene Menschen zusammenzubringen mit verschiedenen Wissen und daraus Lösungsansätze zu fördern, zu heben. Und ich glaube, wenn ich wieder rausgehe aus der Nische, Armutsbekämpfung, aus der Nische Obdachlosigkeit und das breiter auf die Gesellschaft gehe, weil jetzt gerade der Need, das Bedürfnis da ist, das muss man jetzt machen, es reicht nicht mehr aus Armutsbekämpfung zu machen. Nicht in diesen Zeiten. Es kann ein Teil sein von dem, was wir machen oder was ich mache. Aber es reicht nicht aus. Deswegen muss es groß sein. Ich kann das auch niemals alleine. Es ist ja unmöglich. Das ist ja utopisch. Das muss ein Netzwerk geben. Es muss verschiedene Organisationen geben, weit gefächert, weit Und nicht nur im linken Bereich, sondern auch im rechten Bereich, im politischen Spektrum. Also ich denke immer so nur bis 70, bis 70 Jahre. Also mein Horizont ist, dass ich bis 70 Jahre geistig und körperlich fit bleiben will, zu wirken. Und ich glaube, nach 70 geht’s, tut mir leid, liebe alte Menschen, geht’s steil bergab. Also, das seh ich bei meinen Eltern, bei meinen Großeltern und so. Bei 80 und danach ist schon, puh, wenn du da noch was Neues gründen willst mit 80, da musst du echt Power haben. Ich glaube, bei mir ist es auch so, dass ich bis 70 wirken kann und möchte und danach nicht mehr. Das heißt, ich hab noch 23, 5 Jahre. Und wenn ich jetzt in dieser Zeit voll reingehe auf Armutsbekämpfung, Kann es sein, dass die zwei Beispiele, die ich genannt habe, der Sozialarbeiter 30 Jahre und die Frau, die sieben Jahre Ehrenamt gemacht hat, dass die sehr enttäuscht sind. Ich wäre, glaube ich, auch enttäuscht, weil diese Diese Zeit reicht nicht aus, große Wirkungen zu erzielen in der Armutsbekämpfung. Da müssen andere Hebel her, also ganz andere Hebel, also unternehmerisch, von Unternehmen her, aber auch politisch. Und ich sehe bei diesem Gemeinwohlgedanken durch die mediale Wirkung, die man erzielen kann in verschiedenen Ebenen, mehr Möglichkeiten, innerhalb von 23 Jahren noch was zu bewirken.
Uwe Martin [00:46:23]:
Und wie sieht der 70-jährige Nikolaus Migud aus?
Nikolas Migut [00:46:27]:
Ich bin noch gesund, körperlich und geistig und kann es noch genießen, Familie zu haben, zwei Töchter zu haben, vielleicht Enkelkinder schon zu haben. Die zwei Dinge sind am wichtigsten. Und dann hoffentlich sagen zu können, ich habe das in meiner Zeit, die ich hatte, in meiner aktiven Zeit, die ich hatte, etwas für das Gemeinwohl hineingegeben, das allen Menschen in der Gesellschaft hilft, das vielleicht so stark Menschen geprägt hat, die das dann weiterführen oder verbreiten.
Uwe Martin [00:47:09]:
Herzlichen Dank für das, was du tust, zuallererst mal, für die Inspiration. Und ich freue mich sehr, dass wir jetzt die Zeit hatten. Danke, dass du sie dir genommen hast.
Nikolas Migut [00:47:20]:
Schön, dass du da warst bei mir zu Hause. Toll, Uwe, danke.
Uwe Martin [00:47:23]:
Danke, bis zum nächsten Mal.
Nikolas Migut [00:47:24]:
Bis dann.
Uwe Martin [00:47:28]:
So, das war’s für heute. Danke, dass ihr dabei seid. Wenn euch diese Folge von Transformation Journalism gefallen hat, dann teilt sie doch einfach mit euren Freunden und Kolleginnen. Mir würde auch sehr weiterhelfen, wenn ihr mir eine Bewertung in eurer Podcast-App hinterlasst. Und ich freue mich sehr über Fragen, Kommentare oder Vorschläge für zukünftige Gäste. Bis zum nächsten Mal.
Uwe Martin [00:01:14]:
How nice to be together, Nikolas.
Nikolas Migut: Yes, I’m thrilled, too.
Uwe Martin: We’re just rolling, so to speak, so here we go. Who are you actually? Well, you used to be a journalist. And now?
Nikolas Migut [00:01:31]:
I would always start very differently with the question of who you are. And not just from a professional point of view, but what values you have, for example, what you stand for. For example, this triad of health is the most important thing for me. The older you get, the healthier you should live. The second is actually self-love and love of neighbor. First self-love, then the love of neighbor. And for me, charity doesn’t just mean for the people closest to me, my family, and others. And that brings me to my professional life. Even before becoming a journalist, I was always interested in helping others. This is probably also due to my Catholic upbringing, which I enjoyed, although I later moved away from it very quickly. But what I did learn was this love of my neighbor, this humanity, that I wanted to live it. And that shaped and influenced my career choice. And it also influenced me to go down this path of journalism or storytelling.
Uwe Martin [00:02:41]:
You say, that influenced you to go down this path. How did this path come about in the first place?
Nikolas Migut [00:02:45]:
And for me, neighborly, it’s interesting that my dad was always very involved in volunteer work. Especially in judo. I also did judo myself, as a teenager and as a child. I went very intensively, and I also went to a lot of competitions. At some point, it became clear that the Württemberg Judo Association needed a press officer, initially a deputy. My dad made it appealing to me and said, don’t you want to give it a try? And before that, it has to be said, in the 9th grade, there was a week of career guidance at grammar school. I did an internship at Radiothon in Heilbronn, Swabia. The funny thing was that I was totally ill that week and couldn’t get my voice out, but I was still supposed to do interviews. I just watched and admired the others who could speak fluently in the microphone. I croaked and couldn’t get anything out at the editorial conferences. After that, I did many freelance work and internships in various media, from newspapers, radio, television, web, and PR. And all that led me to say, OK, I want to study that too. And that’s what I did in Mainz, where I studied journalism and political science. However, the degree didn’t help me much because I wasn’t interested in this theoretical stuff. I always chose the practical parts. I then worked at Campus TV at Mainz University as a presenter, reporter, and video journalist for the first time. And then, through Mainz University, I came very close to ZDF, where I actually worked as a student in the documentary department and then also did internships at the Baden-Württemberg state studio, but also in Mainz itself at Hallo Deutschland and did internships there. I also did many more internships and freelance work during that time. And then in 2008, in February 2008, I started my traineeship at NDR.
Uwe Martin [00:04:59]:
So, was that actually a pretty straightforward path, or did you somehow have completely different things in mind at one point?
Nikolas Migut [00:05:06]:
It was clear to me that it was journalism, and then I thought about what it would be like with print, radio, and the web; it wasn’t so pronounced then, but it was already there. Or television. For me, moving images can reach people enormously. Emotionally, even rationally. It can grab you. It can make someone do something or push someone. And that’s why it was clear to me that I wanted to do television journalism. You can make a difference with a TV report. When I made my first documentary after the Miracle Triad, I worked until the end. It was about poverty in old age; people in Hamburg and Stade who are 80 years old still have to work because their pension isn’t enough. There was a cab driver, a newspaper delivery man, and a cleaning lady. During this one 45-minute segment on NDR, the reactions of the newspaper delivery man, then Ferdinand Menneke, were so powerful that they sympathized and suffered with him that he had to deliver the newspaper in Hamburg in the freezing cold from midnight to six in the morning. He was 84, and there were an incredible number of donations. So from donations of money, several thousand euros, I think it was even 10,000 euros, to warm shoes and warm clothes for this person who was out there in the cold and whose moped he was using to deliver the newspaper, which was already rattling and broken. And as far as I remember, he even bought a new moped from the donations because it wasn’t working anymore. And that’s when I realized, wow, that’s amazing. OK, so you can reach people and activate them. That was the key moment for me to say I can do more with this.
Uwe Martin [00:07:23]:
What did that trigger for you?
Nikolas Migut [00:07:25]:
Through that moment, at 45 minutes and with those donations, a movie I made with a colleague for seven days came about simultaneously. It was a series where you’re somewhere for seven days and six nights. We chose the Berlin Bahnhofsvision am Zoo, which I believe was then and still is the largest of its kind when distributing food to homeless people. And we moved in there, so to speak, and accompanied the homeless people. There was another key moment while I was filming, i.e., I was a video journalist, and my colleague was a reporter; Alex arrived one night at half past four in the morning and just wanted a coffee and something to eat. And I filmed him and asked him several times if it was OK for me to film him. And he said, yes, I agree. I have something to say. I want to say something. And then I said, yes, this is your chance now, sure, go ahead. He spoke like in a theater, so clearly and distinctly that I was so captivated at that moment that I left the location without my reporter and went with Alex for a night through Berlin and kept the camera rolling the whole time. That went on until 7 o’clock in the morning. We then had breakfast at McDonalds, and then he went on his way, I continued to shoot everything, and then he went down to the tracks at Deutsche Bahn, and I wasn’t allowed to go because I didn’t have permission to shoot at Deutsche Bahn. And then he just said bye-bye, and then he was gone. And I never saw him again, but I had the footage. In 2013, I made a short film out of it and showed it at festivals. And a lot of people said, what about Alex? So where is he? How is he doing? And I was like, I don’t know, I don’t know where he is. Whether he’s still homeless or not. And then I started researching. That was in 2013 when I met my wife, Milena. And she said, yes, let’s do something about it, so let’s look for him. Then we put up notices, even with our little daughter, who was only a few months old. Then, we went to homeless facilities in Hamburg and put out a request with a photo and screenshot of the movie. Alex and Maroun looked for him and sent it to Berlin because we thought he was in Berlin or Hamburg. Because the people who saw it at the film festival said, I’ve seen it, it’s in Hamburg, there and there. And the others said, no, I saw it in Berlin, there and there. And it turned out that it wasn’t in either city. One person at the film festival said, no, I think it’s in Neumünster, in Schleswig-Holstein. Get in touch with the homeless facility there. I sent them the request with the photo and called them. And they said, yes, yes, we know him, Alex. He’s now here in the social housing after ten years on the street. We can make contact with him. And I said yes, I’d love to talk to you. Then I spoke to him on the phone a short time later. And Alex remembered our conversation very well. So I said, yes, come over to Neumünster. It looks good here. I now live in a one-bedroom apartment. Come and see me. And bring your camera. Because that’s important. And that was in January 2015 when Milena, my wife, our little daughter, and I didn’t have a car, deliberately no car, so we went there by train, all three of us. I met Alex at the station and went to his one-bedroom apartment with him. The walls were covered with poems and short stories. And I’d already filmed it, so I’d already turned on the camera, and while Alex was walking around reciting the poems on the walls, I said, what kind of poems are these? They’re all my poems. And it turns out that he’s been an unsuccessful poet for 20 years. And then I sat him down, and we sat down, and he had short hair by now, no more beard, so no more full beard, just a mustache. I set up the camera and said, OK, Alex, I want to talk again about what it was like when we met, what it was like before, and what it is like now. And he spoke of it, at length, intensely. And at the end, he said, I have a wish. I would like to see my poems published. And that was the reason why I went beyond journalism and documentary films.
Uwe Martin [00:12:39]:
What happened at that moment?
Nikolas Migut [00:12:42]:
Let me put it this way. Journalists and documentary filmmakers inform, describe, and criticize things or people in the world. And that’s what I’ve always done up to that point. And then comes the point where you say, I also want to activate people. So, not just with constructive journalism here. Let me give you an example of how it could be. Do it on your own. But, no, no, I’m the one who does it. I’m the one who takes action. I no longer accept that I only describe and give advice and criticize how things could be done better. Nope, nope, I do it. I do it better. I show an example of how it could be done and how I’m convinced it could be done. And that was the moment in Alex’s apartment when I realized I couldn’t just film now. If I make a book with him now, it’s activating; it’s creating something and putting it into a society that goes beyond journalism.
Uwe Martin [00:13:54]:
And what was that? Did you have the feeling that a lot of things in your own life or in the time before that had already led up to it? Or did you have the feeling that you were sitting at this table or whatever, you were sitting there with Alex, and then it suddenly became very clear? Or was there a development?
Nikolas Migut [00:14:16]:
I think what I mentioned about being compassionate and loving your neighbor, yes, was implanted in me or very much shaped by my upbringing. It was always inside me. The encounter with Alex was the catalyst for me to realize that I wanted to do the same in my life, in my professional life.
Uwe Martin [00:14:44]:
And that’s when you suddenly thought, so OK, now we’re going to do a book together, that was immediately clear at that moment when you were sitting there together?
Nikolas Migut [00:14:51]:
No, sometime later, I think a few weeks, I’m not quite sure anymore, I met another formerly homeless person, Rosi, who was homeless for six years in Hamburg, among other places, and who took the photographs during her time as a homeless woman and also had the wish that someone would see this, that it would be published. And when the two wishes came together, it was clear that I wanted to make this book. And we made 25 double pages. A poem by Alex is on one page, and a photo of Rosi is on the other. So Alex had, I think, 300 poems, Rosi had just under 1000 photos, and we selected 25 from each. This book was then published in December 2018. The N-Club, the sustainability club, then held an event like this in a church in Hamburg. And Alex and Rosi were allowed to speak in front of 170 people. And it was an absolute honor. Alex was allowed to sign things for the first time in his life, in other words, sign his book. And he was overjoyed and still talks about that evening to this day. But he would also like to do a second follow-up book. So we’re still in contact today, Alex and I, that’s the great thing. And he’s not doing so well because he’s still disconnected from society, even though he now lives in a council apartment. But that doesn’t mean you have any social structure. But he’s no longer on the street, he’s no longer homeless, and we’ve been in contact for years since 2012, and we keep meeting up.
Uwe Martin [00:16:48]:
So very important people have that.
Nikolas Migut [00:16:50]:
He had a significant influence on me. Funnily enough, back in 2015, when we spoke on the phone in January and I wanted to visit him in Neumünster, he said, Nick, I think we can both do something good for each other. So we can both help each other. So come and see us. Yes, quite good. And I thought, what do you mean by that? Well, that’s a bizarre thing to say. And that was a teaser, an announcement. Come by, because it’s important. For both of us. And it was. Well, for me in particular, I think, for him too. Because I don’t think you can have this appreciation that someone who has never experienced something like Alex has, that you get this appreciation from other people. And somehow, a kind of pride that you have or have made this book. Or that he also approached well-known media or personalities afterward, independently, and told them about this book. He received a particular appreciation and, therefore, also regained a certain courage to approach others because he had created something together with us. And so what he said has already been fulfilled. You can do something good for me, I can do something good for you. And that together takes us further. Yes, so it’s true, yes.
Uwe Martin [00:18:29]:
Yeah, crazy. So you’ve got to the point where you’re doing a book like this now, even if you’re doing it with the people instead of about the people, can you say that? Yes. Yes, no? As journalists, we often do something about our protagonists. You did it with the people instead. But that’s still a very journalistic approach. You’ve gone from being a journalist to a publicist.
Nikolas Migut [00:19:04]:
I can give another example that is borderline between publicist, journalist, and, you can already call it, activist, maybe. That was in December 2015, when I went out with my VJ camera and asked homeless people what they wanted for Christmas. A very simple question. What do you want for Christmas? I think I asked five or six homeless people in Hamburg, and they had straightforward wishes: Warm shoes, a bigger rucksack, maybe a sleeping bag. And I shared that on Facebook at the time. This video was then shared and watched so often that it went half-viral. I think 20 different media outlets called me and published about it because it was such a simple question that nobody had ever asked. Asking homeless people themselves, what do you want for Christmas? Then, there are the reactions from homeless people who just want something so simple. Warm shoes. And then, within two weeks, we were inundated with over 2000 emails and had to act on them somehow. Two students volunteered to help us answer these emails day and night. And then my wife, Milena, came again and said, ey, Nick, you can’t just shoot this on video and send it out, and then that’s it. I think we need to do an event like this. The idea of the street Christmas wish, as we called it, has always been that we invite homeless people who express their wish and people who are homeless to fulfill this wish, and they come together for three or four hours with live music and good food and then exchange these gifts and talk. In other words, different social milieus don’t usually meet together. It was difficult because we didn’t think that many homeless people would react to it. And instead of 80 people, there were suddenly 300. And it was overcrowded, it was also a bit chaotic. But that was one of those moments where you can still say, OK, this is publicizing something, a video, and that’s a media event, or that’s part of it. But it was already like that: we bring people together who give each other gifts and help each other, support each other, and do a bit of charity, not just journalism. And yet, I didn’t ask myself whether it was still within the realm of what I could, should, or may do as a storyteller or journalist. I didn’t care because I just wanted to help. That’s this humanity again, this charity. And not just for those in fear, but also for strangers. And if you have the opportunity to help people, why shouldn’t you do it? But that’s when I realized that journalism or storytelling is a tool for me to achieve something. And you can use this tool in different ways. You can use it in this classic journalistic sense, you can use it in advertising, and you can also use it in the non-profit sector. To put it bluntly, you can use it to activate people to do something good. And that’s what I did.
Uwe Martin [00:22:59]:
The first time with this Homeless Christmas?
Nikolas Migut [00:23:03]:
Yeah, the Christmas wish was the initial spark for a non-profit organization to have an association. And I couldn’t have foreseen that. Again, I have to emphasize that I wouldn’t have done it without Milena, my wife. So, I wouldn’t have organized an event at Christmas; I would have just put it out there as a video. And then let them see what they are doing with it. It’s a bit like So, I don’t want to say that constructive journalism is limited, but it’s true that you show solutions, but the people out there have to do it. Yes? And I was like that too, yes? I did come up with a solution, or was there somehow people who need something for the winter, you can donate it, then do it. You’ll get together somehow. And my wife, Milena, was like, no, we have to do it, otherwise they won’t come together. And that was the decision to become active. And it was an intense two weeks at Christmas, very intense. That means I had 16-hour days, regularly with a small child. And I canceled a big VJ assignment, a VJ seminar, which would have meant a lot of money if I had done it just before Christmas. And I didn’t do it, because I was so fed up with doing it all. I also worked extremely little at NDR that year, 2015, and then in 2016, because I was setting up the Straßenblues e.V. association. But at some point my wife also said you must earn some money again. So, you have to get a job again as a freelancer. Because you can’t carry on like that. But it was so important to me; I was so convinced that it was the right thing to do that I didn’t pay attention to money, my job, or other things. And that’s why I still believe it was very sensible and right to founding Straßenblues.
Uwe Martin [00:25:26]:
Is it that feeling of wanting to change something, contribute something, that human dignity, or the human love that you were talking about? Is that also what drew you into journalism and then out again?
Nikolas Migut [00:25:46]:
I definitely wanted to reach people emotionally. And I also that they would do something with it. But that was still dormant without it coming to the fore in me. For a long time, it was simply journalism, documentaries, making good films, making aesthetic films, presenting visuals, and doing investigative work. You may know it too, because of this work process, but also because of this workload, many journalists and tax agents no longer even think about whether they might want to do something else. And I would like many journalists to consider why I do what I do. What can I give the world? And for me, it is this humanity, this human dignity, this social justice that resonates very strongly in my life and that I am committed to. And there was once a short article about me in the Taz newspaper with the headline „Journalism activist“ or something like that. So both words combined like that. And then I thought, hm, yes, you could say that, but I don’t care. I believe that what I’m doing makes sense and is the right thing to do. At the beginning, when I founded Straßenblues in 2016, and when I went in that direction, there were a lot of voices, including from my journalists and colleagues. How can you do that? But Hans-Jörg von Friedrichs, how can you do that? That’s not possible. And so. And I’m like, no, why not? Well, of course, I can do it. So these are limits and things that can be discussed, of course, as well as what is and is not allowed. But you just have to do some things, and I just have to do them. Regardless of whether any invisible laws say you shouldn’t do that. As a journalist, you shouldn’t stand up for the homeless. Why not? The founder of Kap Anamur, with this Boat People, back then in the China Sea, who rescued over 10,000 people, was actually a journalist. And for Der Spiegel, among others. And he was very committed and developed as someone who did journalism on the one hand and at the same time did activism, also with these, I think it’s called, Green Helmets or something. And I don’t think anyone ever really asked how you can do that, Robert Neudeck? So journalism and activism. So, how can you save people and report on things? There are a few other examples of people in journalism who have been very active in helping people by starting their own endeavors. And you need role models like that; I need them, too, to confirm that, yes, you can go that way. And even if there were critics in my environment back then, who have fallen silent today and who support what I do, back then, because it was new and unusual, almost ten years ago, everyone was still so full of criticism and said, how can you deviate from journalism, from our path? And then I saw and read examples like Robert Neudeck and others and thought, yes, there have already been paths taken that show that it works. Very well. And in the best-case scenario, which is very ambitious, I follow paths that people say after me, yes, you can do that. So why not? It’s about humanity and helping people; no matter what profession you have, you can do it. And there are no laws or fences to restrict it, just do it.
Uwe Martin [00:30:15]:
Why do you think, and if so, why are journalists particularly well suited to do that? I’m asking this because I’m currently developing this transition or transformation or whatever journalism, I don’t know; it’s just a term for now. A name to give the child some name. Journalists, filmmakers, and everyone in these professions have these communicative skills to approach people, but something else also plays a role. And that is that, because of our profession, we have to and can talk to everyone and therefore often have the opportunity to build bridges between people who wouldn’t necessarily meet usually, who don’t come together in everyday life. And frequently, as journalists, when we edit a film or write an article or something, we bring these ideas from different people together virtually and then give them to a reader. However, our audience usually differs from those who actually need the solution. A lot of knowledge is lost as a result. And our time demands that we take on this responsibility. That’s what you’ve done with your projects, where your wife has made a significant contribution by saying, ey dude, you can’t just report somehow now, and what happens to these people now? Are you now taking on more responsibility than you did before in your journalistic practice? Or how do you see it?
Nikolas Migut [00:32:06]:
Well, the responsibility I have now is much greater. Well, I also have responsibility for people. During the pandemic, we housed over 100 homeless people in hostels for up to six months. And I didn’t have all that as a freelancer at NDR. If a report goes wrong at a media company, yes, it will go wrong. If it goes bad with StraßenBLUES, it’s more serious because people’s lives are involved. However, there is the question of whether now is the right time for journalists to take the opportunity to bring these areas of knowledge together or to bring together people who could work on solutions that would otherwise not come together. Yes, of course, so definitely do it. I don’t know where the barriers are or the inner laws of other people. I don’t want to start talking about the times we live in. But there are fires everywhere. There’s a fire in every area, whether it’s nature conservation, environmental protection, democracy, interpersonal relationships, or social justice, in education, everywhere. And to say that I’m just reporting, and that’s all I’m doing, even though I could, that’s completely unacceptable. You can’t justify that attitude anymore. Even beyond journalism, storytelling, and social entrepreneurship, everyone who has the ability and opportunity to contribute something for the common good in our world in this current situation should and must do so. Immediately. And you can no longer stay in your deckchair or hammock and think that the main thing is that you have a great life. That’s no longer good enough. That’s irresponsible. But you can only say that, in many different areas, including nature conservation and environmental protection, yes, even with the climate crisis and so on, you can only say that if you live it in an exemplary way. You can only say that to your children, neighbors and fellow human beings if you do the same. I think it’s called walk the walk. And that’s why it’s not just about this special case of journalists being particularly close to solutions, getting to know a lot of different people and being allowed to interview and document them, and therefore having a large potpourri of people where they can then see that they fit together, or they actually have to get together, at least exchange contacts. Yes, absolutely. But in all other areas of professions or people in other social classes, no matter which one, everyone really has to step on the gas now so that we can still manage this world. Otherwise we’ll hit the wall, especially in the areas of nature and environmental protection, but also in democracy and interpersonal relationships. If we don’t all stand up now and do something and speak out, if we don’t do it now, then goodbye, humanity.
Uwe Martin [00:35:45]:
Yes, I think so too.
What are the three or four most important projects have you brought to the streets with Straßenblues so far?
Nikolas Migut [00:35:58]:
It’s tough to rank or anything like that. We’ve done about ten or more significant projects since 2016. The best known is the street Christmas wish, where we always bring between 40 and 300 people together at Christmas, usually on the third Sunday of Advent. Half of them are homeless people or people living in poverty; the other half are not homeless; they meet at eye level, exchange ideas over good food and music, and then get to know each other. That is the best-known project. And we always get a lot of encouragement at Christmas. The other one is the Corona Straßenhilfe (street aid). There are several things underneath it. So back then, on March 16, 2020, that was the first lockdown. And at 10 o’clock in the morning, a friend or a volunteer called me and said, Nick, the people out there, the homeless people, they’re suffering from hunger, they have nothing, everything is closed. Lockdown. And they need help. At 4 p.m. that day, we opened the Corona Straßenhilfe project on Better Place and spent the first money we got on cash. So, we actually threw 20 euro bills on the street, a total of 15,000 euros. And then another 10,000 euros from Penny vouchers we bought and distributed. We distributed them daily to homeless people who had had nothing for four weeks. Everything was closed, including the homeless shelters. Then they received 20 euros every day or every two or three days, some of them every 20 euros. And that’s what we did first. Second, after two weeks of the pandemic and lockdown, we made the Straßensuppe (street soup), also part of Corona Straßenhilfe, and handed out the soups with Recycle Hero. And they distributed the soups on bicycles for months because there was nothing to eat, especially for the first four weeks when everything was closed. After we received a lot of donations, we started the Hotels for Homeless project. Because we were and still are firmly convinced that homeless people were very vulnerable during the coronavirus pandemic, as they were not as fit as other people and were outside the whole time. So we rented hostels and hotels for tens of people, over 100 people. The third is an extension of that because I am convinced it takes more than just housing people in hotels. We first founded and opened Homes for Homeless and with a large grant from the German TV lottery we actually have the opportunity to house 20 homeless people for twelve months each and the rent is paid by us and we get two and a half full-time jobs by then using social work and housing acquisition to get these people back into housing, jobs, and social structures and make that possible for these people. And that’s what we’re doing right now. So the three big and critical projects were Straßenweihnachtswunsch, Corona Straßenhilfe, and Homes for Homeless – First at Home.
Uwe Martin [00:39:48]:
Where do you help differently to other actions from the state or similar?
Nikolas Migut [00:39:55]:
All the projects we’ve done so far are unique in their form in Germany. No one has ever done them before. That is also the principle of Straßenblues, and we promote this in society, in debates, including political debates, through storytelling. These creative ways out of poverty that we point out are creative because we do it differently and incorporate storytelling.
Uwe Martin [00:40:25]:
Do you feel that since you’ve been involved with this, it’s been over 10, 12, 15 years now? Do you see a change? So, is it getting better, or is it getting worse? Or is it not possible to say that clearly?
Nikolas Migut [00:40:41]:
Well, I can judge it subjectively for myself, but in terms of numbers, yes, consistently bad. Now I have to open up a topic that goes far beyond the fight against poverty. There are also two examples from last year when I heard from a person who was a social worker in Hamburg for a long, long time. He hardly mentioned any positive aspects, maybe two or three points in his career. Then he left. I thought if that’s two or three things in 30 years that were good but otherwise looked bleak, then thank you. Then a volunteer who had been a volunteer for seven years in Hamburg and had given out food, who said to me at an event I was at that nothing had improved at all since I started volunteering. And that was a sticking point for me last year, to say, OK, do I still want to do this fight against poverty, which is hardly making any progress, so to say that there are solutions for the next 20, 25 years? Or do I want to do something much more profound? And now we’re getting to the point where, when we talk about the common good, we’re talking about when these social milieus come together again when this social cohesion is re-established, and people develop a sense of unity, then perhaps they’ll fight for democracy again, then they’ll stand up for nature and environmental protection again. They won’t do that if it’s only against each other. And that’s what I’m striving to do in the future. It can also be about bringing poverty and wealth together, but not only that. Because I believe that if I do this for the next 25 years, in the form in which the street bus currently exists, the effect will not be as significant, and I will go to pieces. Why? I have great respect for social work and I know that I can’t do it like that. I am a storyteller, and I actively influence people. With my skills and opportunities, I can go more into what I just described, with the common good, and be more effective than even deeper into social work. I mean, are we talking about helping 20 people or 200 people? Even if I help 200 or 500 people on the street, that would be a huge organization. You have an impact of 500 people, how many in total? 40, 50,000 people on the street in Germany. Even with networks and connections, that would still not be enough impact over 25 years. But if I do something based more on storytelling and social cohesion here in Germany, if I go in there and bring my greater storytelling expertise to the table, the impact is enormous.
Uwe Martin [00:43:50]:
I find it interesting that you’ve gone from a very broad journalistic approach—I tell a lot of different stories—to a tight focus, and now, because of the experience from that focus, you’re going back to a greater breadth.
Nikolas Migut [00:44:09]:
It’s like your realization that as a journalist, you have the opportunity to bring different people together with different knowledge and promote and lift solutions from that. And I believe that if I go out of the niche of fighting poverty, out of the niche of homelessness, and broaden that out to society, because right now there is a need, a need to do that now, it’s no longer enough to fight poverty. Not in these times. It can be part of what we do or what I do. But it’s not enough. That’s why it has to be big. I can never do it alone. It’s impossible. That’s utopian. There has to be a network. There have to be different organizations that are broadly diversified, not just on the left but also on the right, on the political spectrum. So I always think only up to 70, up to 70 years. My horizon is that I want to stay mentally and physically fit until I’m 70. And I think that after 70, I’m sorry, dear old people, it’s all downhill. I see that with my parents, my grandparents, and so on. At 80 and beyond, it’s like, phew, if you want to start something new at 80, you really have to have power. I think for me it’s also the case that I can and want to work until I’m 70 and then no more. That means I have 23 years left. And if I go all-in on poverty reduction during this time, it’s possible that I, like the two examples I gave, the social worker with 30 years of experience and the woman who did seven years of voluntary work, will be very disappointed. I would be disappointed too, because this time is not enough to achieve a major impact in the fight against poverty. We need other levers, completely different levers, i.e. entrepreneurial, corporate, but also political. And with this idea of the common good, I see more opportunities to achieve something within 23 years thanks to the media impact that can be achieved at various levels.
Uwe Martin [00:46:23]:
And what does 70-year-old Nikolaus Migud look like?
Nikolas Migut [00:46:27]:
I’m still healthy, physically and mentally, and I can still enjoy having family—having two daughters and maybe having grandchildren already. Those two things are the most important. And then hopefully, I will be able to say that in the time that I had, in the active time that I had, I gave something for the common good that helps everyone in society, perhaps having such a strong influence on people who then carry it on or spread it.
Uwe Martin [00:47:09]:
Thank you so much for what you’re doing, first of all, for the inspiration. And I’m thrilled that we had the time now. Thank you for taking it.
Nikolas Migut [00:47:20]:
Glad you were there at my house. Great, Uwe, thank you.
Uwe Martin [00:47:23]:
Thank you, see you next time.
Nikolas Migut [00:47:24]:
See you then.
Uwe Martin [00:47:28]:
So, that’s it for today. Thank you for joining us. If you enjoyed this episode of Transformation Journalism, please share it with your friends and colleagues. It would also greatly help if you left me a rating in your podcast app. I’d also love to hear any questions, comments, or suggestions for future guests. See you next time.
Translated with www.DeepL.com/Translator
Konzipiert und produziert von Uwe H. Martin
mit Unterstützung von Till Wollenweber
© Uwe H. Martin
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The project is supported by the R&D Fellowship:
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